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200 Jahre Gleistein

200 Years of Trust

Gleistein, das älteste industrielle Familienunternehmen Bremens, feiert am 26. April 2024 sein 200-jähriges Bestehen. Gegründet in einer Ära, in der Seile vorwiegend für die Schifffahrt und Landwirtschaft von Bedeutung waren, hat sich Gleistein über acht Generationen hinweg zu einem führenden Faserseilhersteller und global agierenden Unternehmen entwickelt.

Gleistein – auf Kurs seit 200 Jahren

Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise durch zwei bewegte Jahrhunderte!

Unser historisches Fotoalbum bietet spannende Einblicke in die lange Firmengeschichte – ein Bilderbogen in Schwarz-Weiß.

Seilherstellung vor 50 Jahren

Eine visuelle Reise in die 70er Jahre erklärt die Seilproduktion Schritt für Schritt – auch wenn sich seit dem viel verändert hat, ist das Grundprinzip bis heute dasselbe. 

Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum

Vor 75 Jahren feiert Gleistein sein 125-jähriges Gründungsjubiläum und wagt einen Blick in die Vergangenheit.

 

Eine norddeutsche Firmenchronik

Eine sorgfältig recherchierte Chronik, verfasst vom ehemaligen Geschäftsführer Helmut Paul, macht Gleisteins Geschichte wieder lebendig. 

Uns bewegt, was verbindet!

Gleistein wird sich seiner herausragenden Potenziale bewusst und bricht auf in ein neues Jahrtausend ...

Wir schreiben das Jahr 2024 und die Firma Gleistein wird 200 Jahre alt!
Wie konnte das passieren?

Das ist eine große Frage, auf die es natürlich nicht nur eine Antwort geben kann …
Um Ihnen trotzdem einen Einblick zu verschaffen, was uns ausmacht, wie wir arbeiten und was uns wichtig ist, haben wir für Sie die Gleistein-Entdeckungstour zusammengestellt und freuen uns, Ihnen an den folgenden 11 Stationen unser Unternehmen zu präsentieren.

Wir unser 200-jähriges Bestehen! Und seit Kapitän Gleistein 1824 in Bremen-Vegesack eine Tauwerkfabrik gründen wollte, hat sich fast alles verändert ... Er musste seinerzeit ein Grundstück finden, das fast 400 Meter lang ist.
Konnte man Seile damals etwa noch nicht aufwickeln?

Doch, aber erst nach der Herstellung: Das Herzstück einer Tauwerkfabrik war zu jener Zeit die Seiler- bzw. Reeperbahn. Darauf wurden aufgespannte Garne zu Litzen und im Gegenschlag zum Seil verdreht. Um die heute noch geläufige Standardlänge von 220 Metern auch mit dickeren Seilen zu erreichen, brauchte man deshalb eine 380 Meter lange Halle. Zunächst wurden Seile übrigens noch mit Muskelkraft geschlagen: Erst 1856 hielt die Dampfmaschine bei Gleistein Einzug und immer mehr Maschinen wurden über Transmissionsriemen angetrieben. In der Zeit um Gleisteins 100. Firmenjubiläum traten erstmals Flechtmaschinen in Erscheinung. Heute haben Geflechte die geschlagene Konstruktion weitgehend verdrängt.

1980 konnte die Firma fünf Kilometer westwärts nach Bremen-Blumenthal in das jetzige Firmengebäude ziehen und die veraltete Seilerbahn durch eine große Seilschlagmaschine ersetzen, die inzwischen in Trenčín steht und nach wie vor verwendet wird. Anders als die in der Gründungszeit geläufigen Naturfasern, die seit Mitte des letzten Jahrhunderts Zug um Zug durch synthetische Rohstoffe ersetzt wurden. Heute kommen zunehmend recycelte und biobasierte Kunststoffe zum Einsatz und knüpfen an das Nachhaltigkeitsversprechen der alten Naturfasern an.

Wer Arboristik studieren und als Baumkletterer in den Kronen mächtiger Bäume arbeiten will, muss die Natur lieben, schwindelfrei sowie körperlich fit sein und für die Arbeit am Seil technisches Verständnis mitbringen.
Sind Seile für Baumkletterer einfach Kletterseile?

Natürlich gehören Seile zum Klettern zur Ausrüstung jedes Arboristen. Zum Beispiel Statikseile mit niedriger Dehnung wie GeoStatic NE, das alle Anforderungen der strengen DIN EN 1891 erfüllt und zu einem Branchenstandard geworden ist. Doch unser Baumpflegeprogramm, das seit 2005 in Deutschland angeboten wird, bietet viel mehr: Ablassseile, Halteseile und Hilfsseile aller Art gehören ebenso dazu wie seilbasierte Systemlösungen wie unsere baumschonende und extrem leicht spleißbare Baumkronensicherung Gemini S mit umfassender Anwendungsbeschreibung.

Besonderes Augenmerk haben wir auf konfektionierte Speziallösungen gelegt: Die ständig erweiterte Serie Inco Prusik umfasst überlegene Kletterhilfen mit exakt definierten Eigenschaften, die es nur bei Gleistein gibt. Sie ermöglichen rutschsicheren Halt an jeder Stelle des Kletterseils durch einen schnell wieder lösbaren Klemmknoten und ersetzen damit einen schweren, harten Metallbeschlag. Denn neben reproduzierbarem Verhalten und leichtem Handling kommt es beim Baumklettern vor allem auf jedes Gramm an, das man nicht mit sich herumschleppen muss!

1824 war ein Seil einfach ein Seil. Heute ermöglichen zahlreiche Rohstoffe, Konstruktionen und Maschineneinstellungen eine riesige Zahl verschiedener Seiltypen.
Braucht man die überhaupt?

Jede Anwendung hat ihre Besonderheiten: Seile für den Wassersport können komfortabel oder sportlich ausgelegt werden, Spielplatzseile sollen definierten Widerstand und Schutz vor Vandalismus bieten, in der Berufsschifffahrt werden dicke Seile gebraucht, Kranseile sollten eine hohe Zahl von Biegewechseln unter Last aushalten, Sicherheitsseile müssen Stöße dämpfen und so weiter und so fort …

Es gibt also nicht das perfekte Seil – nur das perfekte Seil für jede Anwendung! Bei Gleistein natürlich immer so nachhaltig wie irgend möglich. Dafür kompensieren wir nicht nur unsere CO2-Emissionen … Sogar aus gebrauchten PET-Flaschen stellen wir Seile her – natürlich immer in höchster Gleistein-Qualität!

Uns bewegt was verbindet – und unser Team fühlt sich tatsächlich als Gleistein-Familie.
Wie haben wir das geschafft und worauf kommt es in unserem Miteinander wirklich an?

Seit 200 Jahren arbeiten wir als Familienbetrieb, aber das heißt ja noch lange nicht, dass sich auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Teil dieser Familie fühlen … Zwar setzen wir uns aktiv für das Wohlergehen unseres Teams ein und schaffen Angebote zur Gesundheitsförderung und zum Teambuilding, aber es ist vor allem unser fantastisches und engagiertes Team selbst, das unser Miteinander gestaltet und zu dem macht, was uns alle durch jede Woche trägt!

Als wir uns vor einigen Jahren mit der Frage beschäftigt haben, was uns im Kern ausmacht, welchen Werten wir folgen und an welcher Zukunft wir arbeiten wollen, haben wir anschließend unser ganzes Team gefragt, wie unsere Werte Mut, Weitsicht, Klarheit, Vertrauen und Verantwortung im täglichen Miteinander zu gelebter Wirklichkeit werden. Die anwendbaren Werte, die daraus entstanden sind, sind das Bekenntnis aller zu unserer Wertegemeinschaft. Aufschluss darüber geben auch die Statements unseres Teams.

Unser FLX Mooring System bewerben wir mit dem Slogan „Direkter Kurs auf die Gewinnzone“, dabei kostet es deutlich mehr als herkömmliche Festmacherseile.
Wie kann ein teureres Produkt die wirtschaftlichere Lösung sein?

Wie der Name schon andeutet, ist unser System eben mehr als nur ein Seil: Es besteht aus einer hochwertigen Hauptleine mit Dyneema®, die nur einen Bruchteil wiegt, aber um ein Vielfaches länger hält als jeder konventionelle Festmacher. Kombiniert wird sie mit einem hocheffizienten Recker, der die Dämpfung übernimmt und wie ein konventioneller Festmacher verschleißt, aber nur die letzten Meter im Ensemble bildet und blitzschnell ausgetauscht werden kann.

So amortisiert sich das Investment schon nach wenigen Austauschzyklen und bringt neben gravierender Gewichts- und Platzersparnis sowie leichterem Handling schon nach wenigen Jahren auch einen wirtschaftlichen Vorteil. Und das ist noch lange nicht alles: In der Gesamtbilanz fällt für die gleiche Zahl von An- und Ablegevorgängen nur ein Fünftel des Mülls an! Selbstverständlich verwenden wir auch hier bio-basiertes Rohmaterial und tun damit nicht nur unseren Kunden, sondern auch der Umwelt einen Gefallen …

Damit eine Kranladung gerade hängt, heil bleibt und mit Sicherheit nicht runterfällt, braucht man Hebemittel. Zum Beispiel relativ günstige Stahlketten – oder aber aufwendige Seilschlingen aus Hochleistungsfasern von Gleistein.
Wie kann sich das lohnen?

Unsere Hebemittel bestehen aus flexiblem, textilem Material. Das trägt wesentlich dazu bei, Verletzungen an Menschen und Material zu vermeiden. Ihr Hauptvorteil besteht allerdings im sensationell geringen Gewicht – eine vergleichbar starke Kette wiegt locker das 15fache! Dadurch sind sie selbst bei Arbeitslasten von über 100 Tonnen ohne zusätzliche Hilfsmittel hantierbar. Außerdem erhöht sich das Traglastpotenzial des Krans um das gesparte Gewicht. Und das sind nicht nur ein paar Kilo, wie beim Hebezeug für unser kleines Botenfahrzeug: Im Bereich Schwerlastheben sind schon mal bis zu 50 Tonnen drin!

Von der universellen Rundschlinge Allround MegaLoop über die exakt auf Maß gespleißte Updraft CustomSling bis zur komplett individuell konzipierten Heavy-Lift-Lösung bietet Gleistein ein komplettes Programm mit Traglasten von wenigen hundert Kilo bis zu mehreren tausend Tonnen!

Wie schade: Man sollte lieber nicht in der Nähe sein, wenn sich Kräfte von bis zu 300 Tonnen mit lautem Knall entladen.
Wie kann man zeigen, was im Augenblick eines Seilrisses genau passiert?

Weil wir wollen, dass unsere Seile im Einsatz niemals reißen, müssen wir genau wissen, unter welchen Umständen und auf welche Weise es passiert. In unserem hochmodernen Labor reißen wir dazu mindestens 20 Seilmuster pro Tag, verlassen aber doch lieber den Raum, bevor es kritisch wird … Unsere Besucher können ihre Enttäuschung darüber oft nicht ganz verbergen – deshalb haben wir einen Seilriss mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommen und zeigen ihn hier in Zeitlupe.

Um neue Konstruktionen zu entwickeln und die Qualität unserer Rohmaterialien und Produkte zu überprüfen, stellen wir in unserem DNV akkreditierten Labor verschiedene Umweltbedingungen möglichst genau nach. Dabei simulieren wir zum Beispiel Lastszenarien in Hafenumgebungen, UV-Einstrahlung, Bewässerung oder Biege-Wechselbelastung. Übrigens bieten wir unsere Infrastruktur auch Kunden zur Nutzung an …

Geduldig, bunt und kinderlieb: das sind Gleisteins Spielplatzseile. Aber wie macht man ein Seil, das gleichzeitig weich und widerstandsfähig ist?

Herkules-Tauwerk besteht aus Strängen – so genannten Litzen – mit innenliegenden Drahtseilen, die von einer textilen Ummantelung fest umschlossen sind. Der Stahldraht bietet nicht nur Schutz vor Vandalismus, sondern sorgt auch beim Klettern für den nötigen Widerstand, während die Ummantelung das Verletzungsrisiko minimiert und für beste Griffigkeit sorgt.

Herkules wird auf Seilschlagmaschinen als klassische gedrehte Konstruktion ausgeführt. Geschlagen wird es aus vier oder sechs Litzen. Bei der sechslitzigen Variante verläuft innen eine mittige Faser- oder Drahteinlage, die Seele genannt wird.

Ein Seil wird aus mehreren Litzen geflochten oder gedreht.
Aber was ist eine Litze und wie wird sie hergestellt?

Je nach Stärke des Seils, kann bereits ein Bündel hauchdünner Faserbänder die Litze bilden – oder ein Garn, das durch Verdrehen der Bänder auf Roblon Tornados hergestellt wird. Bei dickeren Seilen wird durch gegenläufiges Verdrehen der Garne in einem weiteren Verseilschritt die Litze gebildet. Bis zu 120 Garne werden auf speziellen Maschinen verdreht, um Litzen für größere Seildurchmesser herzustellen.

Zur Garnherstellung verwendet Gleistein hauptsächlich sechs verschiedene Rohstoffe – unserem Nachhaltigkeitsanspruch entsprechend sind sie so weit möglich bio-basiert oder recycelt. Die Rohstoffe werden als Filamente eingekauft oder auf unseren Extrusionsmaschinen in Trenčín hergestellt. Durch den Wechsel der Drehrichtung in jedem Verseilschritt sollten die Garne im fertigen Seil parallel in Seillängsrichtung liegen. Das kann als Qualitätstest genutzt werden: Gleitet der Fingernagel mühelos in Seillängsrichtung durch die Litzen, erreicht das Seil optimale Festigkeit, weil alle Seilelemente möglichst effizient zusammenwirken.

Mehrere Spulen wirbeln in Windeseile umeinander herum und auf magische Weise entsteht ein Seil.
Wir haben die Maschine zum Anschauen verlangsamt, aber was passiert hier genau?

Eine gerade Anzahl so genannter Klöppel tanzt in zwei Gruppen auf einem ringförmigen Teller in Schlangenlinien umeinander herum. Dabei bildet sich oberhalb im Flechtpunkt durch wechselseitige Verkreuzung der Litzen, die die Klöppel auf Flechterspulen mit sich führen, das Geflecht. Beim 12er-Flechter werden sechs linksgedrehte mit sechs rechtsgedrehten Litzen zu einem kompakten Seilkern oder Seil verflochten. Der 32er-Mantelflechter hingegen bildet einen Schlauch, der durch den einlaufenden Kern zum formstabilen Seil aufgefüllt wird. Je nach Konstruktion hat der Mantel schützende oder kraftaufnehmende Funktion und gewährleistet eine Bündelung des Seilinneren.

An dieser Station können Sie das Spleißen eines Seils beobachten.
Doch was genau ist das und warum tun wir es?

Die maschinelle Fertigung unserer Faserseile resultiert in einem hochentwickelten Industrieprodukt von gesicherter Qualität und mit präzisen technischen Spezifikationen. Ein Seil soll jedoch vor allem eine Verbindung schaffen und dabei ist sein Ende von entscheidender Bedeutung. Weil ein Knoten die Festigkeit eines Seils um bis zu 70% reduzieren würde, lässt sich sein volles Potenzial nur durch eine optimale Endverbindung ausschöpfen: Spleiße ermöglichen die sicherste Übertragung von Kräften!

Solche spezialisierten Endverbindungen fertigen mehr als 30 Personen aus unserem Team jeden Tag in Handarbeit – für Seile von hauchdünn bis zu einem Durchmesser von 300 mm, stets angepasst an individuelle Kundenwünsche. Zum Einsatz kommen rund 30 unterschiedlichen Spleißtechniken die wir größtenteils selbst entwickelt haben und unsere Endverbindungen integrieren auch Schutzelemente oder Beschläge wie Kauschen oder Schäkel. Die Ausführung richtet sich stets nach der Seilkonstruktion.

Text: Micheline Schwammborn

Historisches Bildmaterial